»Irgendwo im Nirgendwo zwischen Himmel und Hölle bewegen sich die Protagonisten in Saskia Nitsches Stück »Wir haben kalte Haut«. Vier Menschen ringen umeinander und miteinander, doch es kommt keine Nähe zustande. Wie in einem düsteren Reigen wechseln die Beziehungskonstellationen, denn Beziehungen sind brüchig, Vorstellungen und Bilder von so etwas wie Liebe, Beziehung, beschworene und artikulierte Gefühle finden keine Verankerung in der realen Lebenswelt. Die »kalte Haut« scheint wie eine Eisschicht auf den Seelen zu liegen. Saskia Nitsche beschreibt auf eine eindringliche Art und Weise und in einer dichten Atmosphäre vier Menschen, die kaum mehr fähig sind irgendetwas zu empfinden. Dennoch ist die Suche und das Sehnen nach Bindung und Freiheit in Beziehungen ihr leitender Antrieb. Immer größer und stärker werden die Unternehmungen die Eisschicht zu durchbrechen, sexuelle und emotionale Grausamkeit scheinen die einzig adäquaten Mittel zu sein, sich und seine Umwelt überhaupt noch zu spüren. Durch einen sinnlichen, wie klugen dramaturgischen Aufbau zeichnet Saskia Nitsche nach und nach das Bild einer narzisstischen Generation, die fehlende Liebe durch pathologische Selbstbespiegelung ersetzt. Das szenische Gespür der Autorin und die Konsequenz, mit der sie ihre Figuren agieren lässt, sind dabei besonders beeindruckend.«
- Chemnitzer Theaterpreis 2015
Wir haben kalte Haut, DramaAutorschaft, 2014-2015
Eingeladen zur Autorenlounge des Kaltstart-Festivals für Theaterschaffende Hamburg 2014,Auszeichnung und szenische Lesung beim Chemnitzer Theaterpreis 2015 (Schauspiel Chemnitz), Auszeichnung und Werkstattaufführung beim zwischen/wege-Festival des Literaturbüros Freiburg 2015,Abdruck in Auszügen in KON paper 2
»Scharfe Dialoge und eiskalte Egozentriker bei Saskia Nitsche«
»Am stärksten beeindruckt hat jedoch der Text von Saskia Nitsche mit dem Titel ›Wir haben kalte Haut‹. Den vier SchauspielerInnen gelingt das Kunststück, nur vom Schreibtisch aus die Härte des Textes zur Geltung zu bringen – ohne Bühnenbild, ohne Bewegung, ohne Körperlichkeit, nur mit der Kraft der Stimme. Es ist ganz still im Publikum, als die beiden Protagonisten Echo und Narziss am Anfang der Lesung seufzen und atmen. Wenn Narziss zum Ende kommt und seine Partnerin runterputzt, halten alle gespannt den Atem an. Bei Sätzen wie ›Deine Haut ist zu dünn, da kommt zu viel durch‹ offenbaren die Charaktere ihr Problem: ihre pathologische Beziehungslosigkeit. Vielleicht sind sie zu sehr auf der Suche nach Liebe und gerade deshalb nicht offen dafür. Vielleicht sind sie aber auch nur verliebt in sich selbst, wie der kettenrauchende Narziss. Er beendet eine Affäre lieber, bevor sie zu vertraut wird. Nitsches Text hat an diesem Abend nicht nur durch die Schärfe seiner Dialoge beeindruckt, sondern auch durch die treffsichere Themenwahl.«
- »Junge Autoren beim Kaltstart Festival: Die können was!«, HH Mittendrin, Nachrichtenmagazin für Hamburg, 10.06.2014
Textauszug
← →