»Vor den Palästen« ist eine Auseinandersetzung mit dem Medea-Mythos.Medea wird in dieser Neuschreibung des Stoffes von den Eigenschaften befreit, mit denen sie seit Euripides als Figur durch zahlreiche literarische Bearbeitungen und Regieinterpretationen fest in unsere kulturelle Erinnerung eingeschrieben wurde.Das Drama zeigt Medea als Fragende, die in einem Umfeld der Macht Widerstand zu leisten versucht. Ihre Unangepasstheit bringt ihr die Zuschreibungen ein, die wir mit der Figur verbinden. Insofern ist »Vor den Palästen« auch der Versuch, das Stück vor dem Mythos zu schreiben, der als solcher erst durch die Anlastung ihrer Taten durch Autoren und Regisseure entstehen konnte. Der Text will einen Beitrag zur Befreiung der Medea-Figur aus der Erzähltradition leisten und ist eine Auseinandersetzung mit der Entstehung von Mythen an sich. »Vor den Palästen« setzt die von Christa Wolf mit »Medea. Stimmen« begonnene entgegengesetzte Mythosschreibung fort.Der Versuch Medeas sich als Individuum aus den Zuschreibung eines bestehenden Systems zu lösen statt sich von diesem einverleiben zu lassen, findet Ausdruck in der Auseinandersetzung mit der Theaterästhetik Einar Schleefs.
(Textauszug folgt)
← →
Vor den Palästen, DramaAutorschaft, 2013
Szenische Lesung am Centraltheater Leipzig, Mashup, 24.05.2013